- Rotes Kreuz: Ursprung und Organisationen
- Rotes Kreuz: Ursprung und OrganisationenGeschichte des Roten KreuzesIm Jahr 1862 regte der Schweizer Philantrop und Schriftsteller Henri Dunant (1828—1910) unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse bei der Schlacht von Solferino (französisch-italienische gegen österreichische Truppen) im Jahr 1859 die Gründung des Internationalen Roten Kreuz an. Dunant erreichte 1863 die Gründung eines aus fünf Personen bestehenden »Internationalen Komitees zur Unterstützung der Verwundeten«, dem Vorgänger des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (so benannt ab 1876). Dieses Komitee hielt vom 26. bis 29. Oktober 1863 eine Konferenz ab, die eine Empfehlung beschloss, in allen Staaten Hilfsgesellschaften zu gründen, die sich um die Opfer auf den Schlachtfeldern kümmerten. Als Zeichen für diese Gesellschaften wurde unter Umkehrung des Schweizer Wappens ein rotes Kreuz auf weißem Grund festgelegt. Die Konferenz vom Oktober 1863 regte außerdem an, eine völkerrechtliche Konferenz einzuberufen.Eine erste diplomatische Konferenz fand dann vom 8. bis 22. August 1864 in Genf statt. Sie beschloss die erste »Konvention zur Verbesserung der im Felde verwundeten Soldaten«. Dieses Abkommen wurde im Laufe der Jahre ständig weiterentwickelt. So wurde auf der Haager Friedenskonferenz von 1899 ein Abkommen über den Schutz der Kriegsopfer zur See und der Schiffbrüchigen beschlossen (erweitert im Jahr 1906). Dieses Abkommen wurde dann zur Grundlage für das Genfer Abkommen zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken im Felde (27. Juli 1929). An diesem Tag wurde auch das Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenen erlassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte dann noch 1949/51 das Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge. Die Abkommen werden heute weltweit von 188 Staaten anerkannt. Henri Dunant erhielt für seine Verdienste 1901 den ersten Friedensnobelpreis. Er starb am 30. Oktober 1910 in Heiden in der Schweiz. Im Jahr 1919 wurde die Internationale Liga der Rotkreuzgesellschaften gegründet als Weltbund der nationalen Rotkreuzgesellschaften.Zwischen 1863 (Württemberg) und 1866 (Baden) gründeten sich verschiedene Rotkreuzgesellschaften, die sich 1869 zusammenschlossen zur Gesamtorganisation der Deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Soldaten. Daraus ging dann 1921 das Deutsche Rote Kreuz hervor, das im Folgejahr der Internationalen Liga der Rotkreuzgesellschaften beitrat.Das Internationale Rote KreuzDas Internationale Rote Kreuz ist die Gesamtheit aller Rotkreuzverbände. Dazu gehören das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), die Liga der Rotkreuzgesellschaften, die nationalen Gesellschaften einschließlich der islamischen Organisationen Roter Halbmond (Türkei) und Roter Löwe mit der Roten Sonne (Iran).Die Organe des Internationalen Roten Kreuz sind: 1. die Internationale Rotkreuzkonferenz, die alle vier Jahre zusammentritt; 2. der Delegiertenrat, bestehend aus Vertretern der nationalen Gesellschaften, der IKRK und der Liga (ohne Regierungsvertreter). Dieser Delegiertenrat hat die Aufgabe, in grundsätzlichen Fragen eine Übereinstimmung im Bereich des Roten Kreuz herzustellen, bevor Regierungen sich einschalten. 3. Ein weiteres Organ ist die Ständige Kommission, die die Verbindung zwischen den Konferenzen unter den einzelnen Trägern des IRK herstellt.Das Deutsche Rote KreuzDas Deutsche Rote Kreuz ist ein föderativer Verband, gegliedert in 19 Landesverbände und den Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz mit 35 Schwesternschaften, denen etwa 18 000 Schwestern angehören. Das Deutsche Rote Kreuz hat 839 Kreisverbände, ca. 5 000 Ortsvereine und ca. 13 400 Rot-Kreuz-Gemeinschaften. Dazu kommen noch 12 Blutspendedienste. Angeschlossen an das Deutsche Rote Kreuz ist das Elsa-Brandström-Werk. Das Deutsche Rote Kreuz hat etwa 4,7 Mio. Mitglieder, davon ca. 287 000 Aktive und 84 000 Aktive im Jugendrotkreuz (JRK). An der Spitze des Deutschen Roten Kreuz steht die Bundesversammlung, bestehend aus den Delegierten der Landesverbände, des Verbandes der Schwesternschaften und dem Präsidium; das Präsidium mit 10 Personen (einschließlich des Generalsekretärs) und der Präsidialrat mit den Präsidien der Landesverbände und der Präsidentin des Verbandes der Schwesternschaften. Die Bundesversammlung und das Präsidium wählen für bestimmte Aufgabengebiete Ausschüsse zu ihrer Beratung. Die Geschäftsstelle des Präsidiums ist das Generalsekretariat. Schirmherr ist der jeweilige Bundespräsident.Das Deutsche Rote Kreuz hat eine Doppelfunktion: Es ist nationale Rotkreuzgesellschaft nach dem Genfer Rotkreuzabkommen und zugleich Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege. Das Deutsche Rote Kreuz besitzt einen Suchdienst, der Nachforschungen unternimmt nach Soldaten und Zivilpersonen, die verschollen sind, und der Familienzusammenführung betreibt. Ferner betreibt das Deutsche Rote Kreuz einen Rettungsdienst und Krankentransport, bei dem rund 4 800 Krankenwagen jährlich rund 4,5 Mio. Einsätze fahren. Der Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuz liefert pro Jahr 3,1 Mio. Blutspenden. Zudem hat das DRK einen Katastrophenschutz mit zehn Hilfszugabteilungen sowie eine Wasserwacht und eine Bergwacht. 1995 betrieb es 51 Krankenhäuser mit insgesamt 8 355 Betten, 395 Altenpflegeeinrichtungen und 1 200 Einrichtungen des ambulanten Dienstes.Dieter Riesenberger: Für Humanität in Krieg und Frieden. Das Internationale Rote Kreuz 1863—1977. Göttingen 1992.Hans Haug: Menschlichkeit für alle. Die Weltbewegung des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds. Bern 31995.Magdalena Wortmann: Was haben wir nicht alles mitgemacht. Kriegserinnerungen einer Rotkreuzkrankenschwester. Paderborn 1995.Stefan Nährlich: Innerbetriebliche Reformen in Nonprofit-Organisationen. Das Deutsche Rote Kreuz im Modernisierungsprozeß. Wiesbaden 1998.Christoph Tiebel: Strategisches Controlling in Non-profit-Organisationen. Theoretische Konzeption und praktische Umsetzung am Beispiel Deutsches Rotes Kreuz. München 1998.Bernd Biege: Helfer unter Hitler. Das Rote Kreuz im Dritten Reich. München 2000.
Universal-Lexikon. 2012.